Dienstag, 3. November 2015

Bliss; oder: Hoffnungsloser Kitsch, der mir dennoch viel bedeutet

Es wird ist an der Zeit, dass wir unseren Ängsten, Sorgen und unserem Hass entsagen und dem Leben in all' seiner Pracht die Möglichkeit geben sich zu entfallten.

Photo, editing: A to Z Photography
Betrachtet die Welt um euch wieder so, als wäre euch noch nie das Herz gebrochen worden. Verliebt euch aufs Neue in seine Farben, Formen, Gerüche und Geräusche. Ich verliebe mich in jede Stadt, jeden Menschen, jeden Augenblick - ich verliere mein Herz an all jenes, was ich erlebe. Ich liebe es den immer wiederkehrenden Weg nach Haus anzutreten, dieselbe Straße habe ich schon zum hundersten mal gesehen und trotzdem entdecke ich immer wieder neue Wunder. Und ich versinke in Städten, die ich das erste mal erblicke und ich will für immer verweilen – ich lasse ein Stück von mir in ihnen, damit ich mir Etwas mitnehmen darf, und wenn ich wiederkehre, dann wird mich begrüßen, was ich einst zurücklies und mir zeigen, was sich verändert hat. Ich lebe mein Leben und liebe es, und ich lasse mich fallen in das Leben derer, die ich liebe, ich zehre von ihrem Glück, lasse mich inspirieren und führen, gebe meine ganze Verantwortung ab, denn solange sie da sind, wird mir nichts passieren. Und dann erwache ich. Wie ein Schnitt werde ich abgetrennt, starre zurück und Tränen laufen mir über die Wange. Und dann lächel ich über mich selbst. Das Kind, was nicht loslassen kann – und ich hauche einen Kuss zurück für die Zeit, die ich verbringen durfte, lächel und gehe wieder in mein Leben.


Und auch das erfüllt mich mit Glück. Ich liebe den Moment in dem ich aus dem Fenster blicke und melancholisch an das Vergangene denke, und ich liebe den Moment in den ich verstehe, was ich erreicht habe - ich will der Mensch sein, der ich als Kind immer sein wollte. Und jedesmal wenn ich zurückblicke, merke ich, dass ich tatsächlich wieder einen Wimpernschlag näher an diesen Menschen bin.


Ich lebe für das wundervolle Geschenk des Lebens. Aus Achtung des Lebens wird Glück geboren. Gegenüber Anderen als auch einen Selbst. Ich habe aufgehört zu denken, dass ich etwas besseres wäre und ich habe aufgehört zu glauben, ich wäre schlechter. Beides zeugt von einer Arroganz, die kaum zu ertragen ist - wir wollen alle anders sein und machen uns dadurch zu einen weiteren Soldaten der Armee der Gleichen. Ich hasse aus reiner Selbstachtung nicht mehr; denn Hass und Wut wird uns nur in jenes verwandeln, was ihr zu hassen glauben. Die Menschen sind nicht schlecht, sie reagieren nur auf ihre Umwelt und eine Welt voller Hass und Zukunftsängste kann nur Menschen hervorbringen, die man allzu leicht hassen kann. Schaut sie euch an - kein Hass wird ihnen jemals wieder etwas anhaben, sie zu etwas besseren formen, denn sie sind abgehärtet und kalt. Und ich lebe nicht für den Hass. 

Wir sind Menschen, wir leben in der selben Welt, und wir sollten diese Welt und das Leben lieben. Hört auf euch zu hassen. Zu oft sind schlimme Taten aus Selbsthass entstanden. Zu oft verursachten wir zu viel Leid, um unseren Schmerz zu lindern und alles was daraus hervorgeht ist weiteres Leid und mehr Hass. Der Morgen an dem du in den Spiegel schaust und dich selbst lieben kannst, wird der Tag werden, an dem du glücklich wirst. Dein Glück hängt nicht an Jemand Anderen oder an materiellen Dingen. Am Ende deines Lebens wirst du nicht mehr wissen, ob und wann du am Ende des Monats nur Nudeln mit Tomatensauce gegessen hast, du wirst dich aber daran erinnern, dass du dein letztes Geld für 80 Portionen Nudeln mit Tomatensauce ausgegeben hast für eine umwerfende Feier mit fantastischen Menschen, an der ihr am Ende die Nudeln nicht gegessen habt. (Und dadurch hattest du dann dein Essen für die nächsten 80 Tage.)

Unnötige Ängste begleiten uns zu oft. Denn letztlich sind es nur selten Dinge, an denen wir gerade etwas ändern können. Also lasst es doch die Probleme deines zukünftigen Ichs sein. Und wenn man gerade darauf Einfluss nehmen kann, dann werdet mündig und agiert. Wir machen unser Schicksal selbst. Eure Träume werden seltenst von alleine wahr. Kämpft und macht etwas dafür. Aktiv. Erwacht aus dieser schrecklichen Passivität in der sich zu viele ausruhen und sich selbst bemitleiden. Aber macht dies ohne Angst. Denn die wird euch immer nur die Flügel nehmen. 


Ich habe eine Reise angetreten von der ich das erste Mal ohne Zweifel sagen kann, dass es die Richtige ist. Vielleicht gibt es kein Ziel. Ich merke, dass ich mich stetig weiterentwickle. Und ich merke, wie die Freiheit in mein Leben zurückkehrt. Ich lache ehrlicher als jemals zuvor und ich wache voller Leben auf. Voller Liebe. Ich habe mich losgesagt von der Angst, die doch viel zu lange mein Leben definierte und ich weine nur noch in dem Bewusstsein, dass ich eines Tages wieder nicht mehr weinen werde. Wenn ich nun also diesen Text vervollständige mit Tränen in den Augen und mir wieder Bilder in den Kopf kommen, die mich noch mehr weinen lassen, dann weine ich nicht mehr aus Trauer. Ich weine darum, dass ich überfordert bin, ich weine, weil ich weiß, dass ich noch nicht fertig bin. Wie alle Menschen bin ich nicht frei von Angst, aber ich lasse mich nicht mehr beherrschen. Ich habe Angst vor dem Glücklichsein, doch ich akzeptiere sie, und das nimmt ihr allen Fahrtwind. Sie wird mir nichts mehr anhaben.


Ich habe mein Herz verloren und will es gar nicht mehr wieder, denn es ist das Beste, was mir jemals passiert ist und mir jemals passieren wird. Ich habe mich in dieses Leben verliebt. Trotz aller Widrigkeiten und Allem, was mir widerfahren ist, trotz aller Prognosen, der Menschen, die sagten, ich werde niemals glücklich sein, den Dogmen, die man meinem Leben auferlegt hatte, dabei allen voran meinen eigenen, dass ich niemals ältere als zwanzig werden würde und sowieso kein Glück verdient hätte, zu Trotz. Hätte man es mir mit Zwölf oder Dreizehn erzählt, dass ich jemals so einen Text verfassen würde, ich hätte gelacht, aber es wäre nicht dieses ehrliche Lachen gewesen, was ich nun mein eigen nennen kann, sondern ein kaltes, verzweifeltes, von Hass und Trauer erfülltes Lachen. Inzwischen glaube ich daran, dass ich eine schöne Seele habe. Und aufeinmal scheinen Träume nicht mehr unerreichbar zu sein.


Ich danke denjenigen, die mir zeigten, dass das Leben schön ist.

Ich danke den schönsten Menschen dieser Welt, auch wenn sie es vielleicht niemals realisieren werden, welches Geschenk sie mir gegeben haben.

Danke dir Benjamin, 
der du mit deiner gelebten Philosophie der "Probleme des Zukunftsbenni" Recht behalten solltest. 
Danke dir Paul, 
der du stetig da warst.
Danke dir Michel-Philippe,
der du das Tor zu einer anderen Welt geöffnet hast und Gedanken formtest, welche ich nie zuvor erdacht habe. 
Danke dir Glenn, 
der du wohl unbewusst und deswegen umso schöner meinen Befreiungsschlag eingeleitet hast,
und danke dir, Stephan,
der du mir zeigtest, dass das Leben schön ist. 
Ich hoffe ihr vergebt mir, was ich mir von euch mitgenommen habe, denn ich habe niemals vor, es zurückzugeben.

Und ich danke Denjenigen, die mir überhaupt die Chance auf ein Leben wie dieses gaben,
Manuela und Gunter.

Anmerkung:
Die Bilder die ich hier verwendet habe, stammen aus meinem Shooting mit Lia und Alisa im Schloss Hummelshain - sie drücken für mich genau jenes aus; innere und äußere Schönheit, das Lossagen von Ängsten und Hass, das Aufblühen von Träumen... Aufbegehren und Befreiung. Das ist nur meine Meinung zu den Bildern, und der eigentliche Blog zum Shooting mit den beiden wird noch folgen. Ich verlinke ihn dann hier. Natürlich müssten hier Bilder von eben jenen wundervollen Menschen zu sehen sein, denen ich so viel verdanke, doch  eigentlich wissen diese ja selbst, wer sie sind.

Credits:
Photo, editing: Liancary.
Model, Make-Up: Tessajeancook
Assistant, Hair: A to Z Photography
Dress: Aviatrix
Location: Schloss Hummelshain

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