Mittwoch, 29. Juni 2016

Kreativ im Schattenland; oder: In Dunkeldeutschland strahlen die Sterne

Es ist 5.30 Uhr am 26.06.2016. Die meisten Menschen liegen wohl noch in ihren Betten, oder aber sind gerade erst auf ihren Heimweg von einer durchzechten Nacht. Das bezeugen auch die Bilder, die ich in diversen Gruppenchats von Kommilitonen und Freunden betrachte.
Ich falle aus dem Bett und schaue sofort aus dem Fenster. Sonne. Und mit der Sonne kommt mir auch ein Lächeln auf die Lippen.

Es gab auch einen Anlass für die gute Laune, trotz des Weckers, welcher viel zu früh geklingelt hat. Die bezaubernde und talentierte Lia hatte nämlich ein kleines Foto Meet-Up in Hof organisiert. Und ich denke, ich sollte das Modeln gleich aufhören, wenn mir der Gedanke daran nicht sofort gute Laune bereiten würde. Es ist für mich mit das Wichtigste am Modeln, dass ich kreative Menschen kennen lernen darf. Einige der geladenen Gäste kannte ich bereits, andere nur mehr von Erzählungen oder eben gar nicht.

Müde, aber glücklich. :D
Im Vorfeld habe ich mit einigen Shootings ausgemacht. Dabei war es mir wichtig genügend Puffer einzubauen, damit ich eben auch Gelegenheit habe, mich mit möglichst vielen zu unterhalten.

Trotz aller Freude begann der Tag für mich mit viel zu viel Kaffee und grünem Tee. Eilig duschte ich, packte meinen Koffer – um ihn danach wieder leer zu räumen, damit ich die wirklich wichtigen Dinge unterbringen konnte; Letztlich kannte ich die erste Shootinglocation und wusste, dass mehr als ein Koffer wirklich anstrengend wäre, da man schon ein Stück zu laufen hat dort – und machte mich an mein Make-Up.

Das erste Shooting hatte ich mit Jenny und Dominic ausgemacht. Wir wollten ein Daenerys Targaryen Shooting machen. Demnach suchte ich einige Fotos aus dem Internet heraus und
verwandelte mich mit Make-Up in die Mutter der Drachen. Dann war es auch schon so weit. Ich warf einen rudimentären Teil meiner Schminke in meine Handtasche und lief zum Bahnhof. Jenni und Dominic waren so lieb und nahmen mich von Bayreuth aus mit.

Ein bisschen später als geplant – 8.30 Uhr – fuhren wir in Bayreuth los. Schon die Fahrt war begleitet von netten Gesprächen und Lachern. Und trotz meiner "Ortskenntnisse", die eigentlich hätten vorhanden sein müssen, fanden wir einfach nicht den richtigen Parkplatz beim Theresienstein in Hof. Aber da waren wir ja nicht die Einzigen – in der Veranstaltung häuften sich bald die Fragen, ob man denn richtig sei, bzw. wo man denn hin müsste.

Die Burgruine am Theresienstein
Als wir endlich ankamen wartete schon eine ordentliche Truppe von Menschen auf uns. Es würde begrüßt und vorgestellt und wahlweise auch geknuddelt. Die Truppe war ein bunter haufen, der einfach wunderbar anzusehen war. Alle waren sie schwer bepackt und eifrig schnatternd. Von den Models her war alles vorhanden: Plussize, Alternative, weiblich, männlich,.. Alles dabei. Auch war das Verhältnis von Models zu Fotografen schön ausgeglichen.

Dann ging es los und wir teilten uns alle munter auf. Wir – Dominic, Jenny und ich – hatten uns als erste
Location die Burgruine ausgesucht. Die war natürlich ganz oben auf dem Theresienstein. Also brauchten wir ein Stück. Spontan mit uns kam Patrick (Pepi). Oben angekommen atmeten wir erstmal durch, dann ging es ans Umziehen und Stylen der Perücke.

Zum Glück bin ich ziemlich schmerzlos, wenn es darum geht, mich in der Öffentlichkeit umzuziehen. Ich empfinde die Zeit immr als verschwendet, in der man nach einer Stelle sucht, wo auch wirklich Niemand etwas sehen könnte.

 BTS: Jennifer Haas
Natürlich ging es dann los mit dem lustigen geshoote. Das Teamwork war klasse und so kam jeder dazu mal zu fotografieren, Abzuschatten oder BTS-Fotos zu machen. Ich genoss meine Rolle und hüpfte durch die Burgruine. Ich denke, dass ich das resting-bitch-face wirklich gut drauf habe. :D Für die perfekten Fotos bekämpften wir unsere Höhenangst und stellten paar Bänke rum. Ein Highlight war sicherlich meine kleine Kletter-Aktion, bei der ich mich auf die Ruine kämpfte.

 Dominic half mir dabei heldenhaft herauf- & Wieder herunterzukommen. Mir ist zwar nichts passiert, aber für solche Aktionen bin ich ja versichert, denn ganz so sicher war die Aktion nicht, wie ich runter kam. :D Schade eigentlich, dass es davon kein Video gibt.

Dann beeilten wir uns wieder zu den Anderen zu stoßen, da ich ja mit Gina (ZanyInsane) und Lia (Liancary.) noch ein Shooting ausgemacht hatte. Erstaunlich lang war der Weg runter jedenfalls. :D Doch schließlich fanden wir das Grüppchen und wir machten uns ans umstylen.
Jenny wurde dabei auch genötigt sich zum Indianer zu verwandeln und wurde zusammen mit Anka vor die Kamera geschleift.


Während dessen schminkte ich mich schnell, schnatterte mit den Anderen und zwängte mich in Lias wunderschönes, pompöses Kleid. Ich habe ein recht breites Kreuz und demnach bekam ich das einfach mal
so gar nicht zu. Gina, ihr lieber Freund Tobi und ich dekorierten dann schön mit Stoffen und Blumen und dann konnte es los gehen. Meine blöde Perücke wollte auf einmal einfach nicht halten – was wirklich tierisch genervt hat. Aber ansonsten kuschelte ich schön mit Gina, während Lia – und immer mal wieder paar andere Fotografen – munter knipsten.

Ein bisschen waren wir im Verzug, weswegen ich eilig meine Sachen zusammen schmiss (ohja, ich bin das Chaos und ich mache mich überall sehr breit.) Und dann ging es weiter zum Untreusee.

Natürlich stellten wir uns da auch ziemlich doof an und kamen als letzte. Aber dort angekommen, war es schön ein bisschen am See zu sitzen und zu reden und zu essen.
BTS: Liancary

Ein letztes Shooting war noch geplant mit Lia und eigentlich einen Freund von mir, der leider aus familiären Gründen dann doch nicht kommen konnte. Spontan wurde also der Plan abgeändert und Daniel (Waterfly) sprang ein. Die liebe Jenny zauberte mir ein fantastisches Make-Up - und es wurde düster.

BTS: Liancary.
Das erste Motiv, welches Lia wollte, brachte uns wohl viel mehr zum Lachen als alles andere. Noch immer wundere ich mich, dass Daniel und ich nicht ins Wasser gefallen sind. Lia wollte gerne, dass wir "tanzen", wobei Daniel mich hochheben sollte.
Das Problem war, dass es anatomisch und physikalisch nicht ganz so möglich war, und als wir Lias Beispielbild betrachteten, kamen wir darauf, dass es gephotoshopped war. Also sprangen Daniel und ich Einzeln bisschen vor Lias Kamera.
Lecker :D
Dunkler Lippenstift auf den Zähnen;
BTS: Liancary.

Danach hieß es kuscheln: Wir sollten ja ein düsteres Liebespaar verkörpern. Tja, als Model muss man eben manchmal mit fremden Menschen Körperkontakt haben. :D Aber wer kuschelt nicht gerne mit schönen Menschen? (;

Letztlich war ich mit meinem Programm durch und ruhte mich noch ein bisschen aus. Ich schminkte noch ein bisschen die liebe Isabella und verwandelte sie in eine Gothic-Prinzessin. Ich war ein kleins bisschen geschockt, als sie sagte, dass sie erst 12 ist. Aber da war ich nicht die Einzigste. :D Sie ist aufjedenfall ein Naturtalent. Man darf gespannt sein, wie es bei ihr weitergeht.

BTS: Jennifer Haas
Das Wetter hielt wacker, aber gegen Ende sah es schon wirklich stark nach Regen aus. Also packten einige ihre Sachen. Ein Weiteres mal wurde geknuddelt, Nummern und Visitenkarten ausgetauscht und dann ging jeder seine Wege.

Glücklich und Zufrieden fuhr ich mit Dominic und Jenny heim. Es war ein sehr anstrengender, aber auch unheimlich schöner Tag. Ich fiel natürlich erstmal ins Bett und war wirklich dankbar, dass ich bis vor meine Haustür gefahren wurde.



Das nächste Meet-Up ist schon in der Planung und ich kann es kaum erwarten alle Ergebnisse des Tages zu sehen.

Model Zany Insane
und ihr liebenswürdiger Assistent
Anbei findet ihr eine (nicht ganz vollständige) Liste, der Teilnehmer. Vielleicht interessiert es euch ja.

Model (weiblich):
Anka Adrenalin
Fashionfotothersizes
Frau von Farbenzauber
Miss Tantalizing
und natürlich Ich (Tessajeancook)





Model (männlich)
Waterfly

Fotografen:
Liancary.
Mau 
Ka-Creative
Jennifer Haas Photography
Sieberphotoart
Reepunzel Photography
Vogl Photography
FS Photography
Thorsten Hachmann
Pepi

Make-Up Artist:
Jennifer Haas Friseurmeisterin

Sonntag, 10. April 2016

Make-Up; Oder: "Warum verstellst du dich?"

Sehr oft werde ich gefragt, warum ich mich schminke, wenn ich doch immer betone, wie wohl ich mich in meiner Haut fühle.

Ich betone gerne, dass ich daheim und im Alltag meist kein Make-Up trage. Das ist auch nicht gelogen. Ebenso liebe ich es aber auch mich zu schminken, gerade für Fotos.

Warum?
Ganz einfach: Mit Make-Up kann ich sein, wer oder was ich sein will. Ich kann in andere Rollen schlüpfen, bzw. die Rolle nach außen tragen, die gerade dominant in mir ist. Wenn ich will kann ich mich durch das Styling für einen Tag - oder ein Shooting - in alles verwandeln, was ich will. Sei es eine Burlesquetänzerin, ein Highfashionmodel, eine Elfe, ein Hippie, ein Rockstar - oder eben einfach ein Mädchen von nebenan.

Das Schminken ist für mich ein Teil meiner Kreativität.Wie das Modeln auch.
Ich bin kein Topmodel, ich präsentiere keine Kleidung. Ich präsentiere mich, meine Kunst, meine Persönlichkeit. Und Make-Up hilft mir dabei. Ich kann meine verschiedenen Persönlichkeiten nach außen tragen dadurch. Und ich verstelle mich meines Erachtens damit auch nicht.

Dennoch mag ich mich ungeschminkt ganz gerne. Ich fühle mich auch nicht verletzlich ungeschminkt, nein, ich bin da einfach ich. Mein Gesicht ist beim Schminken keine Leinwand für mich im klassischen Sinne, denn ich finde nicht, dass mein Gesicht wie ein leeres Papier ist, sondern, es beinhaltet bereits die Aspekte von mir, die ich durch das Make-Up betonen, herausholen will.

Ich persönlich finde, dass es wichtig ist, sich selbst zu akzeptieren, wie man ist. Ich finde es schade, wenn Menschen sich nicht schön finden. Denn jeder besitzt Schönheit. Doch ich finde es auch traurig, wenn man sich rechtfertigen muss, warum  und wie man sich schminkt. Letztlich ist es eine Entscheidung, die jeder für sich selbst treffen muss.

In diesem Sinne:
Lebt und lasst leben. Erschafft und lasst erschaffen.
Kunst ist nicht festgefahren, also fahrt sie auch nicht fest.

Bild 1,2, 5: Alexander Ott - AOM Studio
Bild 3: Liancary
Bild 4: A to Z Photography
Bild 6: Sensual moments (hegrafie)
Alle Bilder sind zugeschnitten, die ganzen Fotos und Credits findet ihr auf meiner Facebookseite.

Samstag, 26. März 2016

Verrückt; oder: the bliss of despair

Ich fürchte, ich bin verrückt. Ich verliere komplett meinen Verstand.

Weißt du, wie es sich anfühlt, nicht mehr der Herr seiner Sinne zu sein? Wenn du morgens in den Spiegel blickst, dann ist dieser zerbrochen.

Ich lebe nicht für Jemand anderen, aber stetig versuche ich Jemand Anderes zu sein.

Dünner. Schöner. Intelligenter. Rationaler. Liebender. Musikalischer. Kreativer. Unemotionaler. Gebildeter. Disziplinierter. Gesünder. Sportlicher. Freundlicher. Höflicher. Ruhiger. Gelassener. Ehrgeiziger. Offener. Extrovertierter. Empathischer. Ehrlicher. Fröhlicher. Glücklicher. Talentierter. Interessierter. Aufmerksamer. Lustiger. Spontaner. Geordneter. Beliebter. Anerkannter. Ernster. Reicher. Effizienter. Einzigartiger. Überraschender. Leidenschaftlicher. Vertrauensvoller. Optimistischer. Geselliger. Verlässlicher. Stoischer. Künstlerischer. Perfekter. Geliebter.

All jenes versuche ich zu erreichen. So schnell wie möglich. So radikal wie möglich. Das Streben nach Verbesserung, Perfektion, es treibt mich rastlos umher. Ich selbst habe mir die Paradigmen auferlegt, die mich nun meinen Verstand kosten. Es ist nicht möglich seinen Verstand zu behalten, wenn man sich so verändert. Ich habe meinen Verstand schonmal verloren. Ich habe ihn mir ausgetauscht und meine Vergangenheit mit all ihren schlimmen Geschehnissen zurückgelassen.

Es hat mich gerettet.

Es ist wohl mein Fluch und mein Segen. In stetiger Veränderung verzweifel ich, damit ich umso verzweifelter festzustelle, dass ich mein Ziel erreicht habe, um daran zu verzweifeln, ob mein Ziel rechtens war, verzweifelt bemüht neue Ziele zu finden, an denen ich verzweifeln kann.

Das klingt traurig. Und manchmal ist es das auch. Meine Dämonen jagen mich.

Letztlich habe ich aber wohl wenigstens eine Veränderung gemacht, die richtig war.

Ich weiß, dass ich verrückt bin. Ich weiß, dass ich verzweifel an allem, was dieses Leben mir gibt.

Doch, ich weiß ebenso, dass es wohl das ist, was mich definiert. Veränderung. Verzweiflung.

Meine Kunstlehrerin sagte immer, dass man einem wirklich guten Kunstwerk ansehen muss, wie sehr man an ihm verzweifelt ist, wie sehr man mit ihm gerungen hat. Am Schluss steht dieses Bild, mit seiner Geschichte und man befindet es für gut.

Ich habe Hoffnung gefunden, dass ich einen ebensolchen Weg durchschreiten muss. Nur mein Entstehungsprozess benötigt eine Lebenszeit. Und am Ende, so erhoffe ich es mir, stehe ich da, und ich befinde mich für gut, so wie ich bin.

Bis dahin verändere ich mich und verzweifel daran. Doch mit einer wahnsinnigen Freude, denn schließlich weiß ich, für was ich verzweifel. Ich male mich. Und umso verzweifelter ich dabei bin, desto besser werde ich werden. Ich verzweifel mit einem Lachen, als Dank für das Leben, welches mich verzweifeln lässt, ich weine vor Glück, da selbst die verzweifelsten Momente so herrlich und wunderschön sind.

Ich sagte doch, ich wäre verrückt.

Credits:
Model, Make-Up: Tessajeancook
Photo, editing: Pam Meier

Montag, 11. Januar 2016

Kunst; oder: Dialektik meines Ichs

Wir schlafen. Wir essen. Wir trinken. Wir arbeiten...

Tagtäglich das selbe Spiel. Zwischenräume fühlen wir mit weiteren Banalitäten, und erfreuen uns an Giften, die uns für kurze Zeit vergessen lassen, dass wir, einem Uhrwerk gleich, jede Minute näher sind an dem Moment, an dem wir stehen bleiben. Für immer. Es gibt keine neuen Batterien für uns.

Das Gift ist mannigfaltig. Offensichtlich in dem Alkohol, den Zigaretten und anderen Drogen, in denen wir uns flüchten. Versteckt in Konsum, Werbung und Manipulationen, die nicht minder effizient unseren Geist betäuben. Wir geben die Verantwortung ab. Die Werbung zeigt uns, was wir wollen, Modezeitschriften, wie wir aussehen haben, unsere Mitmenschen, was wir für ein Leben führen sollen.
Peacemaker II : Perseverance

Wir sollen perfekt sein. Nein. Wir müssen, denn ansonsten sind wir wertlos. Und wer vergisst, seinen Erfolg, sein Glück und seine Oberflächlichkeiten in sozialen Medien ausgiebig publik zu machen, sowieso. Identität am Rande des Wahnsinns, Selbstwert definiert an irrsinnigen Idealen, die jeder bestimmt, außer wir selbst.

Komisch, wenn ich das schreibe? Ich, die ich unzählige Fotos von mir hochlade auf einer Facebookseite, die man eigentlich nicht braucht? Feier und glorifiziere ich nicht jenes, was ich so harsch kritisiere? Oftmals wird mir vorgeworfen, dass ich vieles unterstütze, was ich gar nicht gutheiße. (Abstruse Vorwürfe alá ich sei ein Hungerhaken. Nein. Wer sich meine Bilder anschaut, dem sollte klar sein, dass ich absolutes Normalgewicht habe. Mit einem BMI, der sich, zugegeben sehr schwankend zwischen 19-21 bewegt, bin ich absolut im grünen Bereich! In manchen Posen sieht man eben dünner aus, in anderen dicke - ja, auch das zu wissen und zu nutzen, gehört zum modeln..)

Für mich ist das Modeln - ich betone: Für mich - nicht die Glorifizierung irgendwelcher Ideale. Nein, sie ist eine weitere Möglichkeit meine Kreativität auszuleben. Ich war schon immer bildkünstlerisch aktiv. 

Spoken too many words
Kunst hat einen großen Stellenwert für mich. Kunst ist das, was ich dem Alltag entgegenstelle, sie ist die Essenz meines Glücks, meines Glaubens, meines Lebens. Ich muss erschaffen, um zu existieren. Die Zeiten, in denen ich nichts erschaffen habe, waren die dunkelsten meines Lebens.

Kunst ist vieles für mich. Die Flucht in eine andere Welt. Verarbeitung von Trauer, Wut, Angst, Glück, Liebe und Leid. Und auch die Ursache all dessen. Selbstreflexion. Wahrheit und Lüge. Sie gibt mir Kontrolle und nimmt sie mir auch ganz. Ich kann mich fallen lassen und mich gleichzeitig einem Plan unterwefen. Sie ist Kritik und Lob, Selbstdarstellung und Selbstverleumdung. Sie ist das Blut in meinen Adern. Medizin und auch die Krankheit. Sie treibt mich an und ich bin auch getrieben von ihr. Oder wie es, unter Anderem Marilyn Manson, beschrieben hat: Sie ist ein Fragezeichen.

Natürlich bietet sie mir auch den Raum für Egoismus, den ich in meinem Alltag stetig versuche zu überwinden. In ihr schreie ich alles heraus, was mich belastet, was ich meinen Mitmenschen immer weniger aufladen kann und möchte. Sie sind nicht gehörte Botschaften, die auch niemals richtig verstanden werden müssen, der Sinn liegt darin, dass sie gesagt wurden.

Die ganze Wahrheit über mich? I am a desperate mind. Mein Leben wurde schon immer von vielen Ängsten, Sorgen und von großen Leid geprägt. Ich bin so verloren in dieser Welt. Früher habe ich versucht mit Hass und Misanthropie mein Leben zu bewerkstelligen. Ich war sehr von meinen Emotionen getrieben. Mit der Vergangenheit im Nacken, die Angst vor der Zukunft vor Augen, entstand in der Gegenwart nur Leid. Doch, irgendwann wusste ich, dass ich so nicht leben möchte und kann.

Vor mir waren zwei Wege. Und ich entschied mich fürs Leben. Das war der Moment, an dem ich einen Teil von mir abspaltete. In mir und zugleich neben mir war seit dem ein weiteres Ich, eines, was seine Existenz in meiner Kunst hat. Es trägt meinen Namen, meinen alten, den, der mit der Vergangenheit behaftet ist. So schizophren es klingt, war es der Weg zu meinem Heil. Die Tessa, die täglich das Leben bestreitet, hasst nicht, sie liebt. Sie ist erwachsen, oder auf dem Weg dahin. Sie hat ihr Leben im Griff, und Emotionen 
Model, Make-Up: Tessajeancook
Photo, editing: Pam.Meier Fotodesign
bereichern ihre Welt und bestimmen sie nicht nur. Sie hat gelernt Egoismus zu überwinden. Und hinter ihr, neben ihr stetig die Andere. Eine Stimme, die sagt, dass sie es nie schaffen wird. Eine Stimme, die Wut nährt, Ängste, Hass, ebenso wie desaströse, egoistische Liebe, unerfüllbare Hoffnungen, Gier, Unzufriedenheit, Selbstverletzung und Eifersucht – lockend mit einem Kontrollverlust. Das Kind, was nicht weiß, was es sich da wünscht.

Kunst ist also das, was mich vor mich selbst rettet.

Und ich schreie es in die Welt. Als Zeichen für mich. Ich schäme mich nicht mehr für die Seiten an mir, die die Welt nicht haben will; Ich schäme mich nicht mehr für das, was ich war, oder was ich bin. Ich habe mir und den Menschen vergeben. Und? Ja, es wird sich keiner an mich erinnern. Warum sollte es auch Jemand.
That is not my aim, as you see.

Ich erschaffe für mich, wie ich auch letztlich mit mir selbst leben muss – will, darf. Das Leben, das hat mir die Kunst gezeigt, ist lebenswert, schön, wundervoll. Ein Geschenk. 

Wir haben die Macht in unseren Händen. Stehe morgen auf und breche aus deinem Alltag aus, letztlich, bist du es, der statt sich zu vergiften, erblühen kann. Du brauchst Niemanden dazu, außer dich selbst. Werde wieder Herr deiner Sinne, nimm dein Leben in die Hand. Kunst zeigt sich überall. Auch in der Kunst des Lebens.

Freitag, 8. Januar 2016

Von alten Wegen und neuen Ziel; oder: Das Kind in mir

Bereits im Herbst habe ich gemerkt, dass ich müde war. Wovon? Das konnte ich nicht greifen.
Es hat vielleicht manch einer gemerkt, dass ich weniger Shootings gemacht habe als sonst. Nun, irgendwie hat alles sehr fade geschmeckt. Nach dem ich die Zeit hatte mich zu ordnen – nach der stressigen Weihnachtszeit habe ich mir ein paar Tage gegönnt, in denen ich meditierte, las, und zu mir kam – habe ich endlich eine Antwort dafür.


Ich liebe das Modeln, das Spielen mit dem Make-Up, das Eintauchen in eine andere Welt, die Menschen, die man dadurch kennenlernt. Also tat ich ja doch immer etwas, was ich liebte – warum war ich also dann so müde dessen?

Im September bin ich quer durch Deutschland gereist. Was ich nicht wusste war, dass es nicht nur eine Reise zu alten Freunden werden würde, sondern auch eine Reise zu mir. So viele Eindrücke begleiteten mich, die Sicherheiten alter Freundschaften mit den Reizen neuer Menschen, neuen Orten und neuen Erlebnissen. Ich lernte eine andere Sichtweisen. Am Ende der Reise war ich in Dresden. Und ich verlebte eine wundervolle Zeit. Ich hatte das Gefühl, dass ich bedingungslos aufgenommen worden bin. Die Zeit war gekommen, meine Masken abzulegen. Sorglos lebte ich in den Tag, wie ein wohlgehütetes Kind. Wenn ich ein Glas Wein zu viel getrunken hatte, schlummerte ich friedlich für mich, ich hinterfragte nicht, ob ich mich jetzt lächerlich mache. Ich hatte seit langer Zeit das Gefühl, dass ich es gar nicht konnte. Ich lachte viel in diesen Tagen.

Als ich zurückkam, hatte ich keine Lust. Keine Lust auf Shootings, Make-Up und Trubel.

Ich weiß jetzt warum. Mir wurde gezeigt, was es war, was ich liebte. Das Kindliche, das Unbeschwerte, die Freiheit und die Kreativität.

Ich habe in Wirklichkeit nicht mehr das gemacht, was ich liebe. Ich befand mich unter stetiger Angst. Ich muss besser werden, ich muss gut aussehen, ich muss erschaffen – ansonsten bin ich nichts wert. Zusätzlich wurde mir wehgetan, von Menschen, die ich als Freunde erachtete. Leider waren es Menschen, mit denen es mich besonders glücklich gemacht hat, zu arbeiten. Die Freude, die Liebe zur Kunst, ja, sie zersetzte sich langsam.

Es war das Beste, was ich tun konnte, langsamer zu machen, bevor sie komplett weg war.. Ich machte wenig, aber dafür das, was mich glücklich macht. Ich verbrachte einige wenige, aber herrliche Shootingtage mit tollen Menschen, allen voran einen wundervollen Tag im Schloss Hummelshain, und ich merkte, wie ich wieder mehr Kraft bekam.

Deswegen kam ich zu folgendem Schluss, als ich über neue Ziele nachdachte:
Ich werde das machen, was ich liebe. Kunst soll mein Leben nicht erschweren, Kunst soll mir das Gefühl geben, dass ich frei bin – sie ist das Kind in mir. 

Im Alltag arbeite ich stetig daran, Werte und Tugenden zu verinnerlichen. Ich möchte ein Mensch sein, zu dem ich als Kind aufgesehen hätte.

Ich gebe mein bestes, furchtlos und mutig sein, mich dann einzumischen, wenn es nötig ist, und aufrichtig und ehrlich sein. Ich arbeite daran diszipliniert, und zielbewusst zu sein. Für mich als private Person, ist es nun ein großes Ziel uneingeschränkt reflektiert, objektiv, ruhig, demütig und gelassen zu werden. Ich möchte nicht, dass ich mein Leben egoistisch gelenkt von meinen Leidenschaften und Emotionen verbringe. Ich möchte zum Wohle aller, und somit auch zu meinem, handeln.

Doch das muss und will ich nicht in meiner Kunstperson sein. Sie ist der Teil in mir, der Kind ist. Sie hat Angst, sie ist wütend, sie ist gelenkt von Emotionen aller Art. Sie ist das Mädchen, was unabdingbar hasst, welches traurig ist, und das auch ohne Grund. Sie liebt stärker als sie sollte und sie wird auch die Falschen lieben, wenn sie es will. Egoistisch und sorglos – wie ein Kind. Sie ist ja auch ein Kind. Sie trägt nicht nur den Namen meiner Kindheit, sie ist es. Weitsicht kennt sie nicht. Sie ist nicht vorrausschauend. Sie ist es, die ihre größten Stärken und Schwächen zeigt, sie wird mit den schlimmsten Ängsten konfrontiert, sie ist es, die immer mehr will, sie ist es, deren Lieben groß und wundervoll sind, um dann schmerzvoll zu enden. Sie träumt unrealistisch und lebt in einer anderen Welt. Sie trägt ständig eine andere Maske, sie lügt, aber ist auch gnadenlos ehrlich, wenn sie es will.

Und mit ihr lerne ich, wie ich leben kann. Sie ist das, was in mir wohnt, was mich aber nicht kontrollieren darf. Aber in der Kunst darf sie es.

Damit das so bleibt, damit mir die Kunst weiterhin gut tut, muss sie so frei bleiben.

Und die Freiheit meiner Kunst, ist mein Ziel.

Denn nur so, tue ich, was ich liebe.

Fotos: Alexander Ott - AOM studio

Sonntag, 3. Januar 2016

Zweifel an der Stille

Ich habe noch nie so geliebt. Wie kann es Stille geben, wenn dies so in mir existiert? Wie kannst du neben mir sitzen, ohne die stechenden Schreie zu hören, die dir davon berichten, wie sehr du geliebt wirst?

Tatsächlich ist dein Glück ein essentieller, nicht trennbarer Anteil meines Selbst geworden. Du gehörst zu mir. Mein eigenes Wohl, meine Wünsche, Träume, sie sind nichtig, wenn man sie vergleicht mit deinem Wohlergehen. Jede Eifersucht, jeder Stolz, alles wäre eine Beleidigung der Liebe zu dir. Stattdessen will ich alles tun, um dir zu geben, was du dir wünschst. Ich fürchte, dass es ewig so bleiben wird.

Niemals wirst du mich verletzen können. Ewig gefesselt durch Ehrlichkeit. Ich werde niemals eine Wunde von dir tragen. Stattdessen werde ich dich weiter lieben, und ich werde mich niemals satt lieben, denn du wirst mir niemals auch nur etwas geben von dem ich überdrüssig werden könnte. Ich fühle dich, wo immer ich bin. Und ich würde mir wünschen, dass du merkst, dass du dich niemals einsam fühlen musst, denn es ist Jemand da, der dich begleitet, auch wenn du es weder siehst, noch weißt.

Ich zweifel an der Essenz dieser Liebe. Sie wirkt nicht wie eine gewöhnliche Liebe zwischen Mann und Frau. Es fühlt sich nicht an wie dieser biologische Prozess, der eine Fortpflanzung zum Ziel hat. Sie ist ziellos. Ich habe mich nicht in den Menschen verliebt, ich falle für deine Seele. Das, was du nach außen hin zeigst, das liebe ich auch, aber mehr als Zeichen dessen, als Ergebnis, eine abgeschwächte Variante. Bedingungslos liebe ich. Ich will nichts von dir zurück. Ich will dich einfach lieben. Und ich will nicht mehr aufhören damit.

Wenn deine Augen wirklich ein Tor sind, dann möchte ich nichts anderes als dort durchzugehen. Ich möchte dir nahe sein.

Und eine körperliche Nähe lässt mich erbeben vor Euphorie, als würdest du nicht mich umarmen, sondern meine Seele, die ich dir darreiche. Du kennst sie als einziger. Das macht aber eine körperliche Nähe auch nicht zwingend notwendig. Nichtmal räumliche Nähe. Denn es ist meine Seele, die auf Wanderschaft geht und dir nahe ist, egal wo, egal wann. Wann auch immer du ein Streicheln auf deiner Wange fühlst, wann auch immer dir ein Lächeln über die Lippen huscht, wann auch immer es dir gut geht, ohne Grund, sei dir sicher, dass ich es bin, die dich liebkost.

Du bist der Moment, wenn ich nachts aufstehe, weil ich nicht schlafen kann. Wenn ich kein Licht anmache und im Dunkeln in die Küche gehe, das Fenster öffne, und mich auf das Fensterbrett setzte. Stetig bereit mich hinabzustürzen. Doch die Möglichkeit habe ich morgen auch noch. Ich zünde mir eine Zigarette an und schaue über die dunkle Stadt, mit ihren Lichtern, die sich einsam der Finsternis stellen. Ich sitze da und mir wird langsam kalt. Doch ich genieße es. Ebenso wie die Ruhe. Einen seltsamen Trost spendet mir die Nacht. Manchmal beweine ich dann etwas, manchmal lache ich, manchmal starre ich einfach nur. Es sind wohl meine ehrlichsten Momente, ein Augenblick meines tiefsten Ichs bis zum erlischen der Zigarette. Und du bist das. Dieser Moment, immer, wenn du da bist. Diese Momente retten mich immer wieder.
Du bist der Segen, der Trost der Nacht. Eine liebevolle Melancholie, deren Schönheit Einen zum Weinen bringt. Die Symphonie an Sternen die mit aller Kraft gegen das warme Licht der Laternen ankämpft. Ein Abgrund vor mir, eine letzte Möglichkeit, Hoffnung. Die Ehrlichkeit der Gedanken. Ich.

Mit diesen Worten niedergeschrieben, verlässt mich jeder Mut. Ich fühle mich hoffnungslos.


Fotos, editing: Castiel
Model, Make-Up: Tessajeancook