Sonntag, 3. Januar 2016

Zweifel an der Stille

Ich habe noch nie so geliebt. Wie kann es Stille geben, wenn dies so in mir existiert? Wie kannst du neben mir sitzen, ohne die stechenden Schreie zu hören, die dir davon berichten, wie sehr du geliebt wirst?

Tatsächlich ist dein Glück ein essentieller, nicht trennbarer Anteil meines Selbst geworden. Du gehörst zu mir. Mein eigenes Wohl, meine Wünsche, Träume, sie sind nichtig, wenn man sie vergleicht mit deinem Wohlergehen. Jede Eifersucht, jeder Stolz, alles wäre eine Beleidigung der Liebe zu dir. Stattdessen will ich alles tun, um dir zu geben, was du dir wünschst. Ich fürchte, dass es ewig so bleiben wird.

Niemals wirst du mich verletzen können. Ewig gefesselt durch Ehrlichkeit. Ich werde niemals eine Wunde von dir tragen. Stattdessen werde ich dich weiter lieben, und ich werde mich niemals satt lieben, denn du wirst mir niemals auch nur etwas geben von dem ich überdrüssig werden könnte. Ich fühle dich, wo immer ich bin. Und ich würde mir wünschen, dass du merkst, dass du dich niemals einsam fühlen musst, denn es ist Jemand da, der dich begleitet, auch wenn du es weder siehst, noch weißt.

Ich zweifel an der Essenz dieser Liebe. Sie wirkt nicht wie eine gewöhnliche Liebe zwischen Mann und Frau. Es fühlt sich nicht an wie dieser biologische Prozess, der eine Fortpflanzung zum Ziel hat. Sie ist ziellos. Ich habe mich nicht in den Menschen verliebt, ich falle für deine Seele. Das, was du nach außen hin zeigst, das liebe ich auch, aber mehr als Zeichen dessen, als Ergebnis, eine abgeschwächte Variante. Bedingungslos liebe ich. Ich will nichts von dir zurück. Ich will dich einfach lieben. Und ich will nicht mehr aufhören damit.

Wenn deine Augen wirklich ein Tor sind, dann möchte ich nichts anderes als dort durchzugehen. Ich möchte dir nahe sein.

Und eine körperliche Nähe lässt mich erbeben vor Euphorie, als würdest du nicht mich umarmen, sondern meine Seele, die ich dir darreiche. Du kennst sie als einziger. Das macht aber eine körperliche Nähe auch nicht zwingend notwendig. Nichtmal räumliche Nähe. Denn es ist meine Seele, die auf Wanderschaft geht und dir nahe ist, egal wo, egal wann. Wann auch immer du ein Streicheln auf deiner Wange fühlst, wann auch immer dir ein Lächeln über die Lippen huscht, wann auch immer es dir gut geht, ohne Grund, sei dir sicher, dass ich es bin, die dich liebkost.

Du bist der Moment, wenn ich nachts aufstehe, weil ich nicht schlafen kann. Wenn ich kein Licht anmache und im Dunkeln in die Küche gehe, das Fenster öffne, und mich auf das Fensterbrett setzte. Stetig bereit mich hinabzustürzen. Doch die Möglichkeit habe ich morgen auch noch. Ich zünde mir eine Zigarette an und schaue über die dunkle Stadt, mit ihren Lichtern, die sich einsam der Finsternis stellen. Ich sitze da und mir wird langsam kalt. Doch ich genieße es. Ebenso wie die Ruhe. Einen seltsamen Trost spendet mir die Nacht. Manchmal beweine ich dann etwas, manchmal lache ich, manchmal starre ich einfach nur. Es sind wohl meine ehrlichsten Momente, ein Augenblick meines tiefsten Ichs bis zum erlischen der Zigarette. Und du bist das. Dieser Moment, immer, wenn du da bist. Diese Momente retten mich immer wieder.
Du bist der Segen, der Trost der Nacht. Eine liebevolle Melancholie, deren Schönheit Einen zum Weinen bringt. Die Symphonie an Sternen die mit aller Kraft gegen das warme Licht der Laternen ankämpft. Ein Abgrund vor mir, eine letzte Möglichkeit, Hoffnung. Die Ehrlichkeit der Gedanken. Ich.

Mit diesen Worten niedergeschrieben, verlässt mich jeder Mut. Ich fühle mich hoffnungslos.


Fotos, editing: Castiel
Model, Make-Up: Tessajeancook

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